Wer eine Gams erlegt, hat die Chance eines der wertvollsten Fette der Tierwelt zu verarbeiten. Tipps und Tricks zur Verwertung von Gamswild.
Gamswild nachhaltig verwerten
Wer im Winter schon mal eine Gams aufgebrochen hat, der kann mit Bestimmtheit sagen, dass man den Rest des Tages keine kalten Hände mehr hat. Eine Wintergams vor der Brunft hat besonders viel Fett. Dieses Fett hat es in der Tat in sich. Das Messer ist nach dem Aufbrechen beinahe stumpf und die Fettreste, die daran kleben, lassen sich kaum entfernen. An den eigenen Händen ist das ebenso - mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass die Hände schön warm bleiben und man braucht beim Abstieg nicht einmal mehr Handschuhe.
Hoher Stearinsäure-Gehalt
Warum ist das so? Gamsfett oder besser Gamstalg zeichnet sich durch den höchsten Gehalt an Stearinsäure aus, den man in tierischen Fetten bisher gefunden hat. Stearinsäure ist uns allen bekannt. Nämlich als Basis für Kerzen. Diese Fettsäure ist besonders fest, formstabil und hitzebeständig, dabei äußerst abdichtend, erwärmend, durchblutungsfördernd und schützend.
Wie bereits bei unserem Weihnachtstipp vorgestellt, lassen sich daraus ganz wunderbar und herrlich einfach Teelichter herstellen, die bis zu fünf Stunden rauchfrei brennen. Es gibt allerdings noch etliche weitere einfache und äußerst sinnvolle Verwendungen für dieses einzigartige Fett.
Das Fett der Gams zeichnet sich durch den hohen Gehalt an Stearinsäure ab.
Gamsseife selber machen
In einem über 80 Jahre alten Zeitungsausschnitt steht zu lesen: „Gamsseife – die Beste“. Alle die eine solche Seife schon mal probiert haben, stimmen dieser Aussage zu. Hier ein einfaches Rezept:
300 g ausgelassenen Gamstalg
200 g Bio-Kokosfett
500 g Bio-Olivenöl
330 ml Kaffee (mit destilliertem Wasser hergestellt!)
1 TL Kaffeepulver
1 TL Zimtpulver
1 TL Nelkenpulver
136 g Ätznatron (= ca. 7 % ÜF)
Hier ist aber Vorsicht geboten! Der Umgang mit Ätznatron kann bei unsachgemäßer Handhabung zu schweren Verätzungen führen!
Mit dem Fett der Gams gibt es etliche sinnvolle Verwendungen.
Gamssalbe aus eigener Produktion
Wesentlich „ungefährlicher“ lassen sich tolle Wintersalben als Schutz vor Kälte und Nässe, zur Pflege und Erwärmung, sowie zur Behandlung von rauer, rissiger Haut an Händen und Füßen und im Gesicht, herstellen. Auch zur Lippenpflege hervorragend geeignet.
Rezept Gamssalbe für 5 Salbengläser a 30 g
50 ml Gamstalg
50 ml Bio-Olivenöl
50 ml Bio-Sonnenblumenöl
Evt. 5 ml Bio-Sanddornfruchtfleischöl
5 g Bio-Bienenwachs
Evt. 30 Tropfen ätherisches Bio-Lavendelöl fein
Herstellung: Gamstalg, Olivenöl, Sonnenblumenöl im Wasserbad schmelzen. Dann das Bienenwachs darin auflösen. Anschließend die Masse wieder abkühlen lassen. Wenn alles nur noch handwarm ist, das Sanddornfruchtfleischöl und das ätherische Lavendelöl dazu geben. In kleine Salbentiegel füllen und erst nach dem völligen Erkalten verschließen.
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Gams als kulinarischer Hochgenuss
Das fettarme, äußerst gesunde und stärkende Wildbret der Gams erfreut sich großer Beliebtheit. Nicht umsonst sagt ein alter Tiroler Spruch „A Gamssuppe weckt Tote auf“. Auch das Herz besteht aus reinen Muskelfasern. Es lohnt sich, daraus einen schmackhaften, kräftigenden Eintopf zu machen. Besonders in der kalten Jahreszeit kommt man damit nach einer anstrengenden Pirsch schnell wieder zu Kräften.
Rezept Mediterranes Gamsherz (4-6 Portionen)
1 kg Gamsherzen in ca 3 cm große Würfel geschnitten
250 g Zwiebel in Ringe geschnitten
200 g Karotten in Scheiben geschnitten
300 ml Rotwein
Evt. 200 ml Wasser
400 ml Tomatenwürfel
3 EL Tomatenmark
3 EL Butterschmalz-Olivenölmischung
2 Lorbeeblätter
1-2 TL Thymian oder Rosmarin
½ Chillischote
3 KL Suppenwürze
Pfeffer, Salz
Zubereitung: Gamsherzwürfel scharf anbraten. Gemüse und Tomatenmark anrösten. Mit Rotwein zwei Mal ablöschen und ganz einkochen lassen. Alles in einen Bräter geben. Tomatenwürfel, Suppenwürze und evt. Wasser dazu geben. 2 h bei 175° mit geschlossenem Deckel im Backrohr schmoren. Stündlich kontrollieren und umrühren. Dann die Gewürze dazu geben und nochmals ca 1 Stunde schmoren lassen.
Dazu passen Gnocchi, Erdäpfel oder Polenta und grüner Salat.
So viele Verarbeitungsmöglichkeiten, aber noch kein Ende in Sicht
Sehr beliebt bei der Verarbeitung von Wild ist auch die Haut. Die Gamsdecke kann zu feinem Leder für Kleidung gegerbt werden. Wer es lieber „musikalisch“ mag, kann sich mit gegerbter Gamshaut eine Trommel bespannen lassen.
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