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27.04.2023

Die Wilde Jagd – Legenden der Jagd

Was ist die wilde Jagd? Zwischen Legende und kulturellem Erbe

Die Wilde Jagd, eine übernatürliche Jagdgesellschaft bestehend aus Geistern, Dämonen und Göttern, die seit Jahrhunderten durch den nächtlichen Himmel Europas galoppieren. Die Legende der Wilden Jagd existiert in unterschiedlichsten Formen und Ausprägungen. Was die meisten dieser Darstellungen eint, ist die Vorstellung von einer Schar von Reitern, die Lärm und Chaos verursachen. Unter dem Namen Gratzug sind diese übernatürlichen Jäger im Alpenraum bekannt.

Seit Anbeginn der menschlichen Existenz ist die Jagd ein bedeutender Teil unseres Lebens. Als wichtige Nahrungsquelle ist sie untrennbar mit der menschlichen Entwicklung verknüpft. Es erscheint also nur logisch, dass sich viele Mythen und Legenden um die Jagd ranken. Die wilde Jagd, wie sie in der Legende beschrieben wird, kann als eine Art archetypische Jagd betrachtet werden, die die archaischen Aspekte des Jagdinstinkts und der Beziehung des Menschen zur Natur verkörpert.

Was ist die Wilde Jagd

Zu den häufigsten Merkmalen zählen Reiter auf schwarzen Pferden von Jagdhunden begleitet, die von einem Führer, oder in manchen Darstellungen auch von einer Führerin, gelenkt werden. Die Jagdgesellschaft versetzt durch lautes und chaotisches Auftreten Mensch und Tier in Angst und Schrecken. Zusätzlich bringen sie jedem Unheil, der sie auf ihrem Weg über den Nachthimmel beobachtet.

Zum Teil hat sich bis heute der Glaube erhalten, dass das Waschen und Aufhängen von Wäsche zwischen Weihnachten und Neujahr nicht ratsam sei, weil es tödlich sein könne. Dahinter verbirgt sich der Glaube, dass sich die Wilde Jagd in der Wäsche verfängt oder die Wäsche von ihnen gestohlen wird und später als Leichentuch dient.

Die genauen Ursprünge der Legende über die Wilde Jagd sind nicht bekannt. Eine Vermutung ist, dass sie ihre Wurzeln in prähistorischen Kulturen hat, in denen die Jagd eine zentrale Rolle einnahm. Ebenso denkbar wäre ein Ursprung in der nordischen Mythologie, dort wird die Wilde Jagd mit Odin oder Wodan in Verbindung gebracht.

Wie viele heidnische Bräuche und Legenden wurde auch die Wilde Jagd in die christliche Tradition aufgenommen. In dieser wurde sie oft als Strafe für diejenigen dargestellt, die an Feiertagen nicht zu Hause geblieben waren oder andere Vergehen begangen hatten. 

Asgårdsreien, Gemälde von Peter Nicolai Arbo, 1872

Führer der wilden Jagd

Frauen sind, je nach Gegend, Teil der wilden Jagd oder werden zu Gejagten. In Mitteldeutschland ist Frau Holle Teil der Jagd. In Österreich und Süddeutschland ihr Pendant: Perchta. In einer Variante wird die Wilde Jagd von einer auf einem Uhu reitenden Frau angeführt. In einer christlichen Predigt wird die römische Jagdgöttin Diana als Anführerin der wilden Jagd ausgemacht.

In den meisten Iterationen ist der Anführer des Geisterzugs eine herausragende und einschüchternde Erscheinung, der auch wieder je nach Region unter anderem Namen verkehrt: Hassjäger, Helljäger, Tolljäger oder Schimmelreiter, um nur ein paar zu nennen.

Wotans wilde Jagd, Gemälde von Friedrich Wilhelm Heine, 1882

Die Wilde Jagd am Untersberg

Die Sage von der Wilden Jagd ist in einem Teil des Salzburger Landes bis heute lebendig geblieben. Jedes Jahr am Donnerstag zwischen dem zweiten und dritten Advent zieht die „Wilde Gjoad“ durch das Gebiet rund um den Untersberg. Diese „Jagdgesellschaft“ besteht aus 12 Figuren – die Zahl ist nicht zufällig gewählt, steht sie doch für die Anzahl der so genannten Raunächte zwischen dem 21. Dezember und dem Fest der Heiligen Drei Könige am 6. Jänner. Diese Nächte gelten als die dunkelsten des Jahres und sind mit Magie, Weissagungen und Geheimnissen verbunden.

Der Zug zieht über Straßen und Wege, aber auch über freie Felder. Vor den einzelnen Häusern hält der Zug an und der Vorpercht, eine Figur der Wilden Jagd, ruft den Spruch ins Haus: "Glück hinein, Unglück hinaus, es zieht die Wilde Gjoad ums Haus!". Begleitet von Trommelschlägen und Klarinettenklängen folgt ein Rundtanz der Figuren. Fruchtbarkeit, Glück und Segen soll dieser Lauf nach altem Glauben ins Haus bringen. Es ist ein so genannter "Rügebrauch", bei dem es nicht um Verurteilung, sondern um Ermahnung geht.

Grenzenlose Bedeutung

Die Wilde Jagd wird also nicht nur als Unheilsbringer gesehen, sondern kann in der Vorstellungswelt der Menschen auch eine befreiende Rolle spielen. Die Jagd hat in der Geschichte der Menschheit immer einen wichtigen Platz eingenommen, und die Legende von der Wilden Jagd erinnert uns daran, wie sehr sie Teil des Brauchtums und des kulturellen Erbes der Menschheit ist.

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