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06.07.2022

Almwirtschaft: Die smarte Lösung des Wolf-Problems

Ein kleines Halsband könnte für ein reibungsfreies Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf sorgen. Der Entwickler dieses smarten Halsbands, Michael Eder von Brainflash Patententwicklung, im Interview.

 

Zusammen mit einem Team der Firma Micado entwickelte die Brainflash Patententwicklungs GmbH eine smarte lösung für den Herdenschutz. Im Interview erklärt uns Michael Eder die Funktion und Anwendung seiner Wolf-Abwehrhalsbänder.

© Martin Lugger
Michael Eder, Mastermind von Brainflash

RX Austria & Germany: Wie kamen Sie auf die Idee, smarte Abwehrhalsbänder für Herdentiere zu entwickeln?

Michael Eder: Ich bin als Falkner und Jagdpächter im Nationalparkgebiet selbst viel im hochalpinen Gebiet Osttirols unterwegs. Ich war mir der Gefahr durch Beutegreifer für das Weidevieh der heimischen Landwirtschaft schon lang bewusst und stand im Austausch mit Landwirtschaftsbetrieben, die Almwirtschaft betreiben.

RX: Wie funktionieren diese Halsbänder? Wie stark ist der Schock, den die Wölfe spüren?

Eder: Die grundlegende, patentierte Funktion des Abwehrhalsbandes basiert auf dem Verhalten und der Lernfähigkeit von Beutegreifern, die mit Drosselbiss töten. Dazu zählen neben dem Wolf auch der Bär, der Luchs und der Goldschakal. Der Druck des Drosselbisses löst einen Stromschlag im Abwehrband aus, die Spannung ist vergleichbar mit der eines Elektrozauns. Dieser Impuls veranlasst den Angreifer dazu, vom Haus- bzw. Nutztier abzulassen.

Der Wolf soll aus diesem Stromschlag „lernen“, ein weiterer Angriff auf Weidetiere unwahrscheinlich werden. Die Funktion des Abwehrbandes lässt sich einfach und unkompliziert auf unterschiedliche Größen – passend für alle Nutztierrassen – adaptieren. Das Halsband ist für die Nutztiere und den Wolf ungefährlich.

© Brainflash
Wolfhalsband Brainflash Almauftrieb mit Testserie

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© Brainflash
Smarte Halsband im Einsatz

RX: Können die Herdentiere eventuell die Stromschläge auch spüren?

Eder: Selbstverständlich nicht. Die leitfähigen Bahnen befinden sich an der Außenseite des Bandes, geschockt wird nur bei einem festen Zubiss. Das Band steht nicht ständig unter Strom und die Tiere können sich in der Herde ganz natürlich bewegen und verhalten.

RX: Das Abwehrhalsband wird schon bei Feldtests eingesetzt, können Sie uns einen Einblick geben, wie diese Feldversuche ablaufen? Kam es schon zu Kontakten mit Wölfen?

Eder: Die Tests laufen gerade mal zwei Wochen. In den nächsten Tagen wird der erste Satz Halsbänder ausgewechselt. Neben der Abwehr-Elektronik verfügen diese auch über hochsensible Druck-Detektoren, die eine intelligente Auswertung der natürlichen Bewegungen des Schafes, von seinem Verhalten und möglichen Zugriffen durch den Wolf liefern.

RX: Für wann planen Sie die Serienreife?

Eder: Die Halsbänder sollen ab der Weidesaison 2023 der Landwirtschaft zur Verfügung stehen.

RX: Was soll ein Halsband kosten?

Eder: Geplant sind unterschiedliche Ausführungen des Schutzhalsbandes mit entsprechend unterschiedlichen Preisen. Ein Einstiegsmodell, das deutlich unter dem Kaufpreis eines Schafes liegt und wie alle Varianten mehrere Jahre nutzbar ist; eine zweite Variante, die etwas kostenintensiver ist, wird mit einer Dokumentationsfunktion zu Forschungszwecken ausgestattet. In einer dritten Ausführung wird das Halsband zusätzlich zur Schutzfunktion mit einer GPS-Technologie ausgerüstet sein.

RX: Können Landwirte mit Förderungen rechnen?

Eder: Wir von Brainflash sind sehr bestrebt, die Kosten für die Landwirte so gering wie möglich zu halten. So überprüfen wir auch Alternativen wie eine Verleihmöglichkeit oder Fördermittel.

Vielen Dank für das Gespräch!

© Brainflash
Wolfhalsband Brainflash Almauftrieb mit Testserie

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