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17.03.2022

Inzucht bedroht Rothirsch – was getan werden muss

Forscher der Universität Göttingen haben knapp drei Dutzend Populationen untersucht. Welche die größten Hindernisse für den Genfluss sind und was der deutsche Jagdverband (DJV) von der Politik nun fordert.

Forscherinnen und Forscher an der Universität Göttingen haben die genetische Vielfalt von 34 Rothirsch-Vorkommen in Deutschland untersucht und dafür 1.110 Proben ausgewertet. Erschreckendes Ergebnis der Studie: Nur zwei Vorkommen erreichen eine genetisch-effektive Populationsgröße von mehr als 500 Tieren, die langfristig vor Inzucht schützt. Fast alle an der Abteilung Wildtierwissenschaften untersuchten Vorkommen sind voneinander isoliert, der genetische Austausch zwischen den meisten Vorkommen ist sehr gering.

Infrastrukturprojekte für Rotwild

Straßen, Siedlungen und behördlich verordnete rotwildfreie Gebiete sind Hauptursachen für fehlende Vernetzung der Rothirsch-Vorkommen. Die Folge: eine geringe genetische Vielfalt, die gravierende negative Auswirkungen auf die Fitness einzelner Tiere hat und somit auf die gesamte Population.

Unterkieferverkürzungen als direkte Folge der Inzucht in sehr isolierten Rotwild-Vorkommen sind laut DJV bereits jetzt aus Schleswig-Holstein und Hessen bekannt. „Wir fordern die Politik auf, das zehn Jahre alte Bundesprogramm Wiedervernetzung endlich mit Leben zu füllen. Im Haushaltsplan des Bundesverkehrsministeriums müssen mindestens 50 Millionen Euro pro Jahr dafür eingestellt werden“, so DJV-Präsidiumsmitglied Professor Jürgen Ellenberger. Es brauche mindestens 10 Querungshilfen pro Jahr über bestehende Verkehrswege, um Lebensräume für Rothirsch, Luchs oder Wildkatze wieder zu vernetzen. Zudem müssen laut DJV Wanderkorridore langfristig vor Bebauung bewahrt werden.

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© RX Austria & Germany
Verbreitungsgebiet Rothirsch in Deutschland (Schätzungsweise; Stand 2017)

© Shutterstock
Rothirsch in den schottischen Highlands

Den Austausch fördern

Der DJV fordert, rotwildfreie Gebiete im Südwesten Deutschlands kurzfristig aufzuheben. Diese behördlich festgelegten Areale sind laut Studien ein doppelt so hohes Hindernis für den Genfluss, wie Flächen, in denen sich Rotwild frei bewegen darf. Nur im Norden und Nordosten Deutschlands, wo es keine rotwildfreien Gebiete gibt, ist häufig ein ausreichender Genfluss vorhanden. Dann bilden mehrere Rothirsch-Vorkommen eine genetische Population. Der mittlere Inzuchtwert für den Rothirsch in Deutschland ist laut den Wissenschaftlern derzeit sogar schlechter als auf der Insel Rum in Schottland.

Quelle: Deutscher Jagdverband (DJV)

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