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05.04.2023

 60.000 Eier im „Nasen“-Nest

Die österreichischen Bundesforste starten ein Wiederansiedlungsprojekt für seltene „Nasen“ in der Traun. 

Ostereiersuche einmal anders: Sobald die Temperaturen wieder etwas steigen, begeben sich Fischereiexperten der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) im Rahmen eines Wiederansiedelungsprojektes in Oberösterreich demnächst auf eine ganz besondere Unterwasser-Mission. Aus einem Zubringer der Enns entnehmen sie befruchtete Eier der „Nase" und bringen sie in die Traun. Dort werden sie in rund 150 eigens errichtete Kiesnester eingesetzt. So soll die stark gefährdete Fischart wieder im Fluss heimisch werden.

„Die Bundesforste betreuen und bewirtschaften über 2.000 km Fließgewässer des Landes“, sagt Andreas Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. „Damit einher geht die Verantwortung, die Artenvielfalt in diesen sensiblen Ökosystemen auch für zukünftige Generationen zu erhalten.“ Die Nase (Chondrotoma nasus) ist ein geselliger, bis zu 50 cm langer Schwarmfisch. Ihren Namen verdankt sie dem markanten Aufsatz auf ihrer Oberlippe, der ihrem Kopf ein nasenartiges Aussehen verleiht.

Abhängig von Temperatur und Witterung

Während die Nase früher als Massenfisch in allen österreichischen Voralpenflüssen millionenfach vorkam, sind die Bestände in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Grund dafür ist vor allem die Verbauung und Regulierung der Fließgewässer, wodurch die Laichwanderungen der Nase verhindert werden und sich die Fische nicht mehr ausreichend fortpflanzen können. Umso bemerkenswerter ist das Naturschauspiel, das sich - abhängig von Wassertemperatur und Witterung - in nächster Zeit im Neustiftgraben abspielen wird: In dem Nebengewässer der Enns in der oberösterreichischen Gemeinde Großraming versammeln sich ab einer Wassertemperatur von etwa sieben Grad alljährlich tausende Nasen, um ihren Laich auf dem lockeren Kiesgrund abzulegen.

© ÖBf-Archiv/C. Ratschan
Ausgewachsene Nase

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Viel Schotter für kleine Nasen

Von dort entnehmen die Fischereiexperten der Bundesforste einen kleinen Teil der befruchteten Fischeier, um das wertvolle Gut innerhalb weniger Stunden in die nahe gelegenen Flüsse Traun und Ager zu transportieren. Auf zwei flach abfallenden, ufernahen Schotterbänken an Traun und Ager wird der befruchtete Fischlaich auf einer Fläche von rund 200 m² in 150 Kiesnester eingebracht. Dazu wird der Schotter am Flussgrund gezielt aufgelockert. So werden die feinen Sedimente und Verschlammungen mit Hilfe der Wasserströmung wieder aus dem Schotterbett herausgespült. Anschließend wird eine etwa 30 Zentimeter tiefe Mulde mit einem Durchmesser von einem halben Meter ausgehoben, in die der Fischlaich vorsichtig eingesetzt wird. Rund 60.000 Fischeier finden so ihre neue „Kinderstube“ in der Traun.

„Die Wiederansiedlung mit befruchtetem Laich aus Naturgewässern ist eine sehr nachhaltige Maßnahme, da hier im Gegensatz zum Einbringen von Zuchtfischen die natürliche Selektion greift. So ist gewährleistet, dass die Jungfische perfekt an ihren neuen Lebensraum angepasst sind“, erklärt Andreas Gruber. Schon in wenigen Wochen werden aus einem Teil der Eier rund 20.000 winzige Fischlarven schlüpfen und ihren neuen Lebensraum besiedeln. Die ersten Lebenswochen verbringen die frisch geschlüpften Nasen in den flachen, naturbelassenen Uferzonen, wo sie gut geschützt vor Fressfeinden heranwachsen können.

© ÖBf-Archiv
Einbringung des Nasenlaichs ins Schotternest

Huchen profitieren von der Wiederansiedlung

Nasen erfüllen wichtige Funktionen im Ökosystem eines Flusses. Zum einen weiden sie mit ihrer hornigen Oberlippe Steine am Gewässergrund ab und befreien ihn so von übermäßigem Algenbewuchs. Zum anderen sind sie ein wichtiges Glied in der Nahrungskette des vom Aussterben bedrohten Huchens, Fisch des Jahres 2023. In Österreich sind die Huchenbestände unter anderem durch Flussverbauungen auf nur mehr etwa 6 % des ursprünglichen Verbreitungsgebietes zurückgegangen. Huchen ernähren sich bereits im Larvenstadium von jungen Nasen - sollte sich der Nasenbestand in der Traun erholen, könnte sich dies auch positiv auf die Huchenbestände auswirken.

Den richtigen Riecher

Die Wiederansiedlung der Nase an der Traun ist Teil des mehrjährigen LE-Projektes „Integratives ökologisches Gewässermanagement an Traun & Alm“ und wird heuer bereits zum dritten Mal in enger Zusammenarbeit mit dem bewirtschaftenden Fischereiverein Traunseefischer durchgeführt. Im kommenden Herbst werden die Bundesforste überprüfen, wie viele Jungfische in der Traun vorhanden sind. Diese sollen in einigen Jahren als erwachsene Fische in ihre Laichgründe zurückkehren, um selbst für Nachwuchs zu sorgen und so den Nasenbestand in der Traun nachhaltig zu sichern.

Bundesforste/LR

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