Das „eingewanderte Superfett“: Waschbärfett ist so wertvoll wie Dachsfett. Es wirkt schmerzstillend und entzündungshemmend.
Was tun mit Waschbärfett?
Als Omnivoren essen sie hauptsächlich Pflanzen, Nüsse, Fische, Vögel, Insekten, Früchte, Beeren, Samen, Abfallreste und kleine Säugetiere. Sie sind natürliche Schädlingsbekämpfer.
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Text von Barbara Hoflacher, freie Redakteurin und Wildexpertin
Diese jagdbare Wildart wird in Europa als potentiell invasiv eingestuft. Man geht also davon aus, dass ihre Ausbreitung möglicherweise Probleme nach sich zieht. „Eingeschleppt“ wurden sie Großteils als Flüchtige von Pelztierfarmen. Unbeliebt macht er sich dann, wenn er sich in die Nistplätze von Uhu & Co. einquartiert. Selten aber doch, bekommt man einen Waschbären zu Gesicht bzw. vor die Flinte. Wem sich die Gelegenheit bietet, der sollte es sich nicht entgehen lassen, diesen besonderen Schatz auch zu nützen.
Vor Verzehr auf Trichinen prüfen
Im Gegensatz zu anderen Pelzlieferanten liegt der Vorteil bei der Nutzung des Waschbärbalges darin, dass sowohl der Winter- aus auch der Sommerbalg von Gerbern und Kürschnern genutzt und verarbeitet werden können. Neben dem kleidsamen Pelz liefert der Waschbär ein äußerst schmackhaftes Wildbret, welches vor dem Verzehr lediglich auf Trichinen beschaut werden muss. Am auffallendsten ist jedoch das höchst spannende, sowie sehr stark heilsame Fett.
Schutz und Pflege trockener Haut
Ähnlich wie Dachsschmalz kann es von streichfest, wie zimmerwarme Butter, bis zu stark ölig mit einem schmalzigen Bodensatz in seiner Festigkeit variieren. Beide Fette haben mit ihrer eher flüssigen bis öligen Zusammensetzung einen sehr hohen Anteil an wertvollen ungesättigten Ölsäuren (Omega 3, 6 und 9), die pflegend, schmerzstillend und entzündungshemmend wirken. Die festeren Anteile der gesättigten Fettsäuren sorgen für Schutz und Pflege trockener und rauer Haut. Zudem bieten sie einen guten Wind- und Wetterschutz.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Fett in der Heimat des Waschbären für die gleichen Beschwerden empfohlen wird, wie hierzulande das geschätzte Dachsschmalz: bei rheumatischen Erkrankungen (Arthritis, Arthrose), Gelenkentzündungen (Knie, Schulter, Ellbogen), Husten und Erkältungen, trockene, raue Haut, Wunden.
Detaillierte chemische Analysen fehlen noch
Bisher konnten bei folgenden Wildtieren (Braunbär, Nerz, Dachs, Murmeltier) die eine Winterruhe oder einen Winterschlaf halten, entzündungshemmende und schmerzstillende Glukokortikoide (cortisonähnliche Substanzen) nachgewiesen werden. Es liegt daher nahe, diese auch im Waschbärenfett zu vermuten. Detaillierte chemische Analysen sind im europäischen Raum allerdings noch ausständig. Es wäre sicher wünschenswert und aufschlussreich dieses Fett wissenschaftlich genauer unter die Lupe zu nehmen.
Wasch-Lor-Bär-Salbe selber machen
Zubereitung:
Aus den klein geschnittenen Lorbeerblättern im Schmalz-Öl-Gemisch einen Warmauszug (nicht kochen!) herstellen. Eventuell nach dem Erkalten über Nacht ziehen lassen. Am nächsten Tag nochmals erwärmen und abseihen. Anschließend das Bienenwachs darin schmelzen. Wenn die Masse nur noch handwarm ist das ätherische Öl dazu geben und in kleine Salbentiegel füllen. Erst nach dem völligen Erkalten verschließen.
Anwendung:
Haut- und Lippenpflege bei trockener sowie fetter und unreiner Haut. Brust-Husten- und Erkältungsbalsam, schmerzstillende Gelenksalbe.
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100 ml Waschbärenschmalz
100 ml kalt gepresstes Bio-Olivenöl
2 Handvoll klein geschnittene Lorbeerblätter (am besten frisch, zur Not auch getrocknet)
30-40 g Bio-Bienenwachs
evtl. 20-40 Tr. ätherisches Lorbeeröl