• 20. - 23. Februar 2025
  • Messezentrum Salzburg

Was tun mit Marderhundfett?

Das Fett des pelzigen Neubürgers eignet sich ideal für kühlende Balsame und rissige Hände im Winter. Aber Achtung bei der Verarbeitung! 

Marderhunde sind Allesfresser: Sie fressen Mäuse, Vögel, Eier, Fische, KrötenSchnecken und Insekten ebenso wie Eicheln, Nüsse, Beeren und Obst. Auch Aas verschmähen sie nicht. Der Marderhund ist monogam und bleibt ein Leben lang im Paar zusammen. Beide Partner kümmern sich um die im Schnitt sechs bis zehn Welpen.

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Text von Barbara Hoflacher, freie Redakteurin und Wildexpertin

Der Marderhund trägt viele Namen wie Waschbärhund, Tanuki oder Enok, seltener Obstfuchs und stammt eigentlich aus Ostasien. Als Geflüchteter einer Pelzfarm wandert er durch Europa und erreichte in den 60er Jahren auch Österreich. In Nieder- und Oberösterreich ist er bereits etabliert, aber doch ein eher seltener Gast in unseren Wäldern. 

Platz 2 in der Rangliste an ungesättigte Fettsäuren

Japanische und polnische Analysen aus dem Jahr 2007 brachten spannende Erkenntnisse über die darin enthaltenen Fettsäuren. So besteht das Fett dieses Prädatoren zu über 60 Prozent aus wertvollen und hautheilenden ungesättigten Fettsäuren. Damit enthält es nach dem Murmeltieröl den höchsten Gehalt an diesen Fettsäuren. Auffallend ist auch der vergleichsweise hohe Anteil an Palmitoleinsäure. Eine Fettsäure mit besonders hautheilenden und pflegenden Eigenschaften. Die Zusammensetzung dieses Fettes macht es zu einem überaus wertvollen und vielseitig einsetzbaren Heil- und Pflegemittel.

Wann erlegen?

Wie schon beim Dachs und Waschbären bekannt, ist der Fettgehalt im Spätherbst/Frühwinter am höchsten und in seiner Zusammensetzung auch am wertvollsten.  Leider ist beim Marderhundfett, wie auch beim Waschbären nicht bekannt, ob sie Glukokortikoide – also cortisonähnliche Inhaltsstoffe enthalten. Bei Murmeltier, Dachs, Braunbär und Nerz wurden diese heilsamen Stoffe bereits entdeckt. Die ähnliche Lebensweise und die Winterruhe lassen die Vermutung zu, dass auch Marderhundfett eine ähnliche Zusammensetzung haben könnte.

 

Verarbeitung von Balg und Fett: Achtung vor Trichinen

Die traditionelle Heilkunde Japans hat Marderhundfett nicht verschmäht und so kann und sollte die Verarbeitung und Verwendung des Fettes – nebst dem kleidsamen Balg - auch hierzulande Einzug halten. Da Marderhunde wie Fuchs und Waschbär Träger des Fuchsbandwurmes (und Trichinen) sein können, sollte bei der Entnahme des Fettes aus dem Wildkörper mit Handschuhen und eventuell mit Mund-Nasen-Schutz (zur Not mit einem Schal) gearbeitet werden. Tipp: Aufgrund des hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren, darf Marderhundfett nur im Wasserbad ausgelassen werden!

Rezept für einen kühlenden Marderhundbalsam

Marderhundschmalz und Kokosfett zusammen im Wasserbad schmelzen. Die fein geraspelte Karotte und den fein geraspelten Apfel dazu geben und so lange im warmen Wasserbad ziehen lassen, bis die Fettmasse die Farbe der Karotte und den Duft des Apfels angenommen haben. Eventuell über Nacht abkühlen und durchziehen lassen. Am nächsten Tag nochmals leicht erwärmen und abseihen. Das Bienenwachs – und wer mag das Wollwachs – darin schmelzen. Wenn die Masse handwarm ist das ätherische Öl dazu geben. In kleine Salbentiegel füllen und erst nach dem völligen Erkalten verschließen.

 

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100 ml Bio-Kokosfett

100 ml Marderhundschmalz (ersatzweise auch Waschbär, Dachs, Feldhase oder Murmeltier)

1 mittlere Karotte – geschält und fein geraspelt

¼ Apfel ohne Kern, mit Schale fein geraspelt

40 g Bio-Bienenwachs

evt einen gestrichenen Kaffeelöffel Wollwachs (um die flüssigen Anteile der Karotte und des Apfels noch besser zu emulgieren)

evt. 30 Tr. ätherisches Bio-Lavendelöl fein

Einsatzgebiet des selbstgemachten Marderhundbalsam

Karotte und Apfel sind wahre „Vitaminbomben“ für unsere Haut. Hilfreich bei stark beanspruchter Haut – z.B. durch sehr häufiges Händewaschen, trockener, rauer und rissiger Haut. Also perfekt für den Winter oder durch das gerade eben Corona bedingte Marathon-Händewaschen. Aber auch bei Ekzeme, Neurodermitis, Schuppenflechte, Sonnenbrand, Gesicht-, Hand-, Fußbalsam, Babypflege usw. wird das Wundermittel der Natur angewandt.

 

Abschuss

Der systematische Abschuss der Tiere wird empfohlen. Eine vollständige Beseitigung der Art ist für Österreich durch diese Maßnahme – aufgrund des hohen Reproduktionspotenzials, der nächtlichen und verborgenen Lebensweise sowie des vermutlich regelmäßigen Zuwanderns aus Nachbarländern – jedoch nicht zu erwarten. (Quelle: niederösterreich.gv.at)