• 20. - 23. Februar 2025
  • Messezentrum Salzburg

25.02.2022

Der Dachs – Architekt der Tiefe

In der Fabel als Grimbart bezeichnet, sind diese Allesfresser wahre Architekten. Wie ihre jagdliche Bedeutung heute aussieht und welche Konflikte mit dem Menschen ausgetragen werden.

Dachse sind Teil der Familie der Marder und gehören zur Ordnung der Hundeartigen. Das Raubtier ist in ganz Europa zu Hause und bevorzugt bewaldete hügelige Landschaften. Dachse sind nachtaktiv und halten in kälteren Gebieten auch eine Winterruhe. Ihre Vorliebe für Niederwild bringt diese Tierart öfters in Konflikt mit dem Menschen, im Speziellen mit der Jägerschaft.

© RX Austria & Germany
Steckbrief europäischer Dachs

Fingerspitzengefühl

Der Dachs hat einen sehr markanten schwarz-weißen, schlanken Kopf mit einer rüsselartigen Schnauze. Die kräftigen Grabpfoten erlauben es diesen Tieren, Tunnel von mehreren hundert Metern Länge mit zahlreichen Wohnkesseln zu graben. Sie sind zwischen 75 und 106 Zentimeter groß und wiegen zwischen sieben und siebzehn Kilogramm. Dachse sind keine Sohlengänger (Tiere, die von der Ferse bis zu den Zehen bzw. von der Handwurzel bis zu den Fingerspitzen auf den Boden aufsetzen), nur die Finger- und Handballen liegen beim Auftreten am Boden auf. Sie können bis zu 14 Jahre alt werden.

Fleisch oder Pflanzen? Ja!

Dachse sind Allesfresser, die angepasst an die Jahreszeit Früchte, Pflanzen, Niederwild, Würmer und Insekten fressen. Im Frühjahr machen Regenwürmer die Hälfte der Nahrungsaufnahme aus. Unter den Kleinsäugern zählen Wühlmäuse, Spitzmäuse, Maulwürfe und junge Wildkaninchen zur Beute. Sie sind auch in der Lage, Igel mittels ihrer langen Schnauze aufzurollen und zählen daher in Mitteleuropa, neben dem Uhu, zu den größten Fressfeinden von Igeln.

© Shutterstock
Der Kopf hat eine markante Schwarz-Weiß Färbung

© Shutterstock
Ein Dachsbau wird über Generation vererbt und kann mehrere hundert Meter in die Erde reichen

Erdarchitekten - der Dachsbau

Dachse siedeln gerne in hügeligen, bewaldeten Landschaften mit ausgeprägter Strauchschicht. Sie meiden hingegen dichte Waldgebiete, Dünenlandschaften und ausladende Feuchtgebiete. Ihre komplexen Höhlensysteme, die sie teilweise mehrere hundert Meter in den Boden graben, bestehen aus mehreren Kammern und Schächten für Frischluftzufuhr. Sie sind ordnungsliebende Tiere, die ihr Nestmaterial oft erneuern und sie erleichtern sich ausschließlich außerhalb ihres Baus. Ein Dachsbau kann über mehrere Generationen genutzt werden und wird auch von jedem neuen Besitzer weiter ausgebaut.

Kunst & Kultur

Dachsprodukte gab es früher breitgefächert. Dachsschinken und generell das Fleisch galt als Delikatesse. Das ausgelassene Fett wurde zur Rheumabekämpfung eingesetzt. Die Dachshaare wurden und werden als Rasierpinsel, Pinsel in der Malerei und als Hutschmuck bei Jägern verwendet. Die Jagd auf den Dachs spielt heute keine große Rolle mehr, in einzelnen Fällen werden sie bejagt, um Schäden in Maisäckern, auf Wiesen oder in landwirtschaftlichen Kulturen zu verhindern. Da Dachse nachtaktiv sind, werden sie hauptsächlich mittels Fallenjagd gestellt.

Dachspenisknochen für Reichtum? Dachsfett gegen Schmerzen? Von skurril bis heilend: So verwerten Sie das Tier von Kopf bis Fuß. 

Immer am Laufenden bleiben

Stabile Zivilisation

Die Population der Dachse ist in Europa stabil, sie zählen daher nicht zu den bedrohten Arten. Ernährungstechnisch zählen sie eher zu den Sammlern und weniger zu den Jägern. Obwohl sie die Nähe zum Menschen meiden, sind sie doch den Annehmlichkeiten der Zivilisation nicht abgeneigt, allen voran dem reichhaltigen Nahrungsangebot. Dass dieser Art jemals wieder eine große jagdliche Bedeutung zuteilwird, ist eher unwahrscheinlich.  

So ein Frechdachs!

Frechdachs! Ein Ausdruck, den wir alle schonmal gehört bzw. benutzt haben, doch wo kommt er her? Laut einer Veröffentlichung des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins (1885-1939) haben wir den Ausdruck nicht dem Dachs sondern dem Dachshund, dem Dackel, zu verdanken. Eine andere Theorie schreibt sehr wohl dem Dachs die Ehre zu. Der Ausdruck gehe auf die Gewohnheit des Dachses zurück, seinen Bau auch gegen größere Raubtiere zu verteidigen, wenn er Kinder hat. „Frech“ wird hier in der alten Bedeutung von „mutig“ gebraucht.

Ein Text von Lukas Renner

© RX Austria & Germany
Der Dachs ist in ganz Europa beheimatet.

Das könnte Sie auch interessieren:

Invasion – wenn Tiere und Pflanzen neue Gebiete besiedeln

Immer mehr Tier- und Pflanzenarten verbreiten sich im Windschatten der Globalisierung in neuen Regionen. Was diese Migrationsströme für ihre neuen Heimatländern bedeuten und weshalb eine präventive Bekämpfung viel Geld einsparen würde.

Labrador Retriever – der jagende Familienhund

Labrador Retriever sind mehr als nur Familienhunde. Wozu ihr weiches Maul dient und warum sie beinahe ein jähes Ende erfuhren.

Neues Jagdrevier erschlossen – YouTube erwartet euch!

Spannender Video-Content zum Thema Jagd, Fischerei und Natur ist nur einen Klick entfernt. Schau vorbei!