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18.01.2022

Kulturgut Beizjagd

Seit 2010 ist die Falknerei ein immaterielles Kulturgut der Menschheit. Wie diese Jahrtausende alte Art zu jagen entstanden ist und wo sie heute noch Anwendungsbereiche findet.

Wann genau die Menschen begonnen haben, Greifvögel für die Jagd abzurichten, liegt im Dunkel der Geschichte. Die heutige Forschung geht davon aus, dass die Beizjagd um 3.000 v.Chr. in der mongolischen Steppe und/oder in Mesopotamien entstanden ist. Die eingesetzten Vögel sind dabei zumeist Habichtartige (Habicht, Bussard, Sperber und Adler) und Falkenartige (Wanderfalke, Gerfalke, Lannerfalke und Merlin), seltener auch Uhus. 

Marco Polo, zweifelhafter Zeitzeuge

Der venezianische Händler berichtet in seinen Reisetagebüchern von einem Aufenthalt am Hofe Kublai Khans in China, dass dieser mit 10.000 Falknern aufbrach. Auch wenn diese Zahl wohl übertrieben scheint, unterstreicht sie dennoch die Bedeutung der Beizjagd im mongolischen Reich.

Für zentralasiatische Völker ist die Beize zu Pferde Tradition. Mit dem Steinadler jagen sie auch nach großen Raubtieren wie Wölfen.  

Sollen sie doch Kuchen essen

In Europa wurde die Beizjagd durch die Germanen (2.-4. Jahrhundert n.Chr.) verbreitet. Ihre erste Blütezeit hatte sie im Hochmittelalter, in dieser Zeit wurde sie zum Privileg und Statussymbol des Adels. Nach dem Hochmittelalter verlor sie etwas an Bedeutung und erst im Zeitalter des Absolutismus (16.-17. Jahrhundert) wurde diese Jagdform wiederentdeckt. Da sie sehr kostspielig war und ein geschultes Personal benötigte, war die Falknerei auch in dieser Periode wieder ein Privileg des Adels, die damit Reichtum und Macht projizieren konnten.

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Beizjagd zu Pferde in der mongolischen Steppe

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Falke mit Greifvogelhaube

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Greifvogel beim Jagdeinsatz

Hohes Warten & niedere Faust

Bei der Beizjagd wird zwischen Vögeln des niederen und des hohen Flugs unterschieden. Vögel des niederen Flugs, meistens Habichtartige, starten von der Faust des Falkners zur Jagd. Vögel des hohen Flugs, vor allem Falken, schlagen ihre Beute aus dem sogenannten „Anwarten“ heraus. Beim Anwarten kreist der Vogel über Hund und Jäger und wartet darauf, dass das Wild „hochgemacht“ wird.

Fasane & Rebhühner

Die Beizjagd auf Fasane und Rebhühner wird mit Anwartefalken durchgeführt. Ein Vorstehhund, der systematisch nach dem Flugwild sucht und es anzeigt, ist unbedingt erforderlich. Erst wenn Wild gefunden wurde, startet der Falke seinen Suchflug. Wenn der Anwartefalke die optimale Höhe erreicht hat, versucht er, im Sturzflug die Beute zu erreichen und zu erlegen.

Feldhasen & Kaninchen

Die Beizjagd auf Feldhasen erfolgt ohne Hunde und mit Faustvögeln. Ein ausgewachsener Feldhase ist als Beutetier zu groß für freilebende Greifvögel, jedoch rechnet der Beizvogel mit der Hilfe des Falkners und traut sich deshalb auch an größere Beutetiere heran. Für die Beizjagd auf Kaninchen werden zusätzlich ausgebildete Frettchen benötigt. Diese werden am Kaninchenbau angesetzt, dringen selbstständig ein und scheuchen das Kaninchen nach draußen. Wenn es dann draußen herumspringt, muss der Falkner blitzschnell reagieren, um das wendige Tier zu erlegen.

Beizjagd auf Krähen

Die Beizjagd auf Krähen hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Diese intelligenten Allesfresser plündern jegliche Form von Gelegen, deren sie habhaft werden. Dieses wirkt sich gerade bei den Niederwildbesätzen zum Teil verheerend aus. Die Jagd findet aus dem Auto heraus statt – hat der Beizvogel eine Krähe geschlagen, muss der Falkner möglichst schnell zur Hilfe kommen. Der gestellte Vogel kann mit der Unterstützung seiner Artgenossen rechnen, denn die wehrhaften Krähenvögel kommen meistens in Schwärmen vor.

Falknerei abseits der Jagd

Neben der Jagd werden Falkner und ihre gefiederten Gefährten oft zur Vertreibung unerwünschter Gäste eingesetzt. Auf Flughäfen kommen sie zum Einsatz, um Vogelschwärme zu vergrämen, die bei einer Kollision erhebliche Schäden an Flugzeugen anrichten können. In Städten kommen sie gegen Tauben und Kaninchen in Parks zum Einsatz. In Deutschland wird mit großen Greifvögeln (Steinadler und Weißkopfseeadler) trainiert, Drohnen aus der Luft zu holen. 

5.000 Jahre alte Antiquität

Die Beizjagd begleitet die Menschheitsgeschichte seit mindestens 5.000 Jahren. Die Falknerei leistet einen Beitrag zum Artenschutz und gerade im Hinblick auf die Krähenjagd auch zur Artenvielfalt. Heute erscheint sie uns etwas antiquiert, aber die Falknerei hat ihre Nische gefunden und ist in einigen Bereichen die ökologisch beste und nachhaltigste Lösung. 

Ein Text von Lukas Renner

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Falknerei am Flughafen

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